Ein Tag auf unserem Hof

Heute möchte ich euch ein bisschen berichten, wie ein Tag bei uns so aussieht, wenn wir keine Reitstunden machen können:

 

7.30 Uhr: Ich gehe zur Heubedampfungsmaschine um die erste bedampfte Balle Heu aus der Maschine zu nehmen und eine neue einzulegen. Danach gehe ich noch schnell frühstücken.

 

8.00 Uhr: Die zweite Heuballe ist auch fertig und ich kann nun alles Heu (50kg) in die verschiedenen Heunetze füllen. Es sind im ganzen sieben. So können sicher alle Pferde fressen. Meistens fressen immer die gleichen 2-3 Pferde zusammen am gleichen Netz. Zwischendurch wandern sie herum um zu schauen, ob es nicht noch in einem anderen Netz das bessere Heu hat. Die Heunetze sind absichtlich ganz weit auseinander in der ganzen Anlage verteilt. So bekommen die Pferde gleich auch noch die nötige Bewegung, damit sie gesund bleiben. Auch frisches Stroh fülle ich in die Strohraufe. Tessa frisst meist am Morgen nicht lange Heu, sie geht gerne zum Stroh. Das muss sie nicht zu den Heunetzen rauszupfen, das ist einfacher. Heu macht die Pferde schnell einmal zu dick, deshalb sind wir froh, dass Tessa sich auch mit Stroh begnügt, sonst wäre sie längstens nicht mehr so schön schlank.

 

8.30 Uhr: Ich beginne zu misten. Heute habe ich Glück. Meine Tochter Emma kommt mir helfen. Wir müssen den ganzen Auslauf, den Trail und den Stall von den vielen Bollen, die es über Nacht gegeben hat, befreien. Alleine hat man etwa eine Stunde, zu zweit ist man schneller.

 

9.15 Uhr: Heute ist Montag, deshalb stehen noch ein paar Arbeiten auf dem Programm, die man nicht jeden Tag machen muss, aber halt doch regelmässig. Pia, meine jüngere Tochter schrubbt den Brunnen. Wenn es Algen geben würden, würde das Wasser den Pferden nicht mehr so schmecken. Die Heumaschine und das WC putzen ist auch auf dem heutigen Programm, danach wollen noch die Hühner gemistet sein.

 

10.15 Uhr: Nach einer Znüni-Pause nehme ich Tjuli aus dem Auslauf. Er hat immer noch ziemlich viel Winterfell, deshalb putze ich ihn ausgiebig. Wenn es nicht winden würde, hätten wir danach einen wundervollen weissen Teppich am Boden. Vor 2 Wochen habe ich Tjuli das Fell am Hals abgeschoren. Es war noch so dick und wollte sich einfach nicht lösen. So ist ihm wohler, wenn wir es einfach abschneiden. Tjuli hat eine Krankheit, die Cushing heisst. Es ist eine Stoffwechselkrankheit. Diese macht, dass sein Fell viel zu dick wächst und dass es dann im Frühling auch nicht so leicht ausfällt, wie bei anderen Pferden. Dazu kommt, dass Tjuli dieses Jahr schon 30 Jahre alt wird. Die älteren Pferde bekommen ein dickeres Fell, damit sie im Winter nicht so schnell frieren. Diesen Winter hätte Tjuli gut auf sein Eisbärenfell verzichten können.

 

10.45 Uhr: Ich gehe mit Tjuli auf den Reitplatz und mache mit ihm Übungen zur Gymnastizierung. Dabei laufe ich neben ihm her und halte die Zügel, als würde ich ihn reiten. Diese Art von Arbeit mit dem Pferd nennt man Handarbeit. Ich finde das eine ganz tolle Sache vor allem für die kleineren Ponys, die wir nicht selber reiten können. So können wir viele Sachen mit ihnen üben, ohne dass wir auf sie drauf sitzen müssen. Sie bekommen trotzdem ihre nötige Dressur um gesund zu bleiben und wir können ihnen so auch neues beibringen, das sie dann mit den Kindern können müssen.

 

11.15 Uhr: Tjuli hat genug gearbeitet. Weil er nicht mehr so ganz der jüngste ist, mag er sich nicht mehr so lange anstrengen. Zur Belohnung darf er gleich noch ein bisschen auf die Weide.

Inzwischen hat meine Familie Hunger und der Haushalt ruft.

 

14.00 Uhr: Tina ist gekommen, sie geht mit Tessa ausreiten. Ja, der schlanke Bauch von Tessa ist nicht nur so schlank, weil sie ab und zu aufs Heu verzichtet, sondern auch, weil sie mit Tina, ihrer Pflegereiterin lange Ausritte machen darf. Tessa mag es vor allem, wenn sie schnell, im Trab oder im Galopp, unterwegs sein darf. So bleibt man rank und schlank!

 

16.00 Uhr: Das Stroh, das nicht von den Pferden gefressen wird (die groben Stängel mögen sie nicht so gerne), stopfen wir jeweils in 2 riesengrosse Säcke. Heute waren sie voll und zum Glück hatte mein Mann Zeit um mir zu helfen sie zu einem Bauern in Rickenbach zu fahren. Die Säcke sind nämlich sehr schwer und unhandlich. Aber die Rinder freuen sich immer sehr, wenn wir ihnen frische Einstreu bringen. Sie stürzen sich immer gleich darauf, wühlen darin herum und galoppieren in ihrem Laufstall im Kreis.

 

16.45 Uhr: Nun bekommt auch Julie noch etwas Aufmerksamkeit von mir. Julie ist ein Pferd, das sehr auf einen Menschen bezogen ist. Am liebsten möchte sie nur mit mir oder mit Natascha, unserer Mitarbeiterin arbeiten. Es gibt solche Pferde, die sich ihre Menschen aussuchen und dann am liebsten einfach nur mit ihnen zusammen sind. Auch bei den Kindern hat sie ihre Lieblingskinder, mit denen arbeitet sie gerne, mit anderen weniger. Es gibt aber auch Pferde, wie zum Beispiel Laquina, die geniessen es total, wenn sie möglichst viel Aufmerksamkeit bekommen und lieben es, wenn möglichst viele Menschen zu ihnen kommen.

So versuche ich möglichst häufig mit Julie zu arbeiten, damit es ihr psychisch gut geht. Heute darf sie mit auf den Hundespaziergang, Das geniesst Julie sehr. Friedlich durch die Landschaft gondeln und die Zweisamkeit geniessen. Trotzdem suchen wir uns auch noch eine Bergstrecke aus, damit Julie etwas ihre Lunge trainieren muss. Die Heubedampfungsmaschine haben wir nämlich wegen ihr. Sie hat eine Heustauballergie und könnte ohne Bedampfung kein Heu fressen ohne andauernd zu husten. Trotzdem hat im Laufe der Jahre ihre Lunge Schaden genommen und ihre Lungenkapazität ist nicht mehr so toll. Damit es nicht immer schlimmer wird, versuchen wir trotzdem noch zu trainieren.

 

17.45 Uhr: Nach dem Spaziergang gehe ich auch noch für eine halbe Stunde auf den Reitplatz mit Julie. Auch mit ihr mache ich noch Handarbeit. Die Physiotherapeutin hat uns empfohlen viel Seitengänge zu machen, damit ihre Muskeln in ihren Oberschenkeln und in der Kruppe locker bleiben. Bei den Seitengängen muss sie mit den Beinen überkreuzen. Das ist eine gute Gymnastik und hält schön geschmeidig. Nach der Arbeit darf Julie auch noch ein bisschen grasen.

 

18.15 Uhr: Inzwischen ist Bianca eingetroffen. Sie übernimmt heute den Abendstall. Sie mistet noch einmal alles durch, damit es sauber ist für die Nacht. Die Pferde bekommen neues Stroh und die Heumaschine muss für den nächsten Morgen mit Heu und Wasser aufgefüllt werden. Danach kommt auch noch Laquina in den Genuss von einer Enthaarungssesssion. Da schmilzt Laquina fast dahin. Aber danach wird noch gearbeitet. Bianca arbeitet sehr vielfältig mit Laquina: Longieren, Bodenarbeit, Reiten auf dem Platz oder im Gelände, häufig darf Laquina auch als Handpferd mit Aladin mit. Dabei reitet Bianca Aladin und führt Laquina nebenher. Auch umgekehrt machen die drei das ganz toll.

 

So geht ein ganz normaler Tag auf unserem Hof zu Ende. Nein, ganz normal war er doch nicht: wir haben die Bestätigung bekommen, dass die Therapiestunden ab dem 27.4. wieder stattfinden dürfen. Das freut nicht nur uns, sondern natürlich noch viel mehr die Kinder, die bei uns die Reittherapie besuchen! Nun hoffen wir, dass es auch mit den normalen Reitstunden nicht mehr allzu lange geht, bis wir euch alle wieder bei uns begrüssen dürfen.